Dienstag, 6. Juni 2023

Eröffnung der Abschlussausstellung im Kunstverein Heilbronn

Bund der Folgenlosen: Rechenschaftsbericht

07. Februar 2023, 19:03 Uhr

In einer mehrteiligen multimedialen Installation legen die künstlerischen Leiter der „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ Friedrich von Borries, Tobias Frühauf und Philipp Wolpert Rechenschaft über Erfolg, Scheitern und Zukunft der urbanen Versuchsanordnung ab. Präsentiert werden Fotografien, Texte, ein Film sowie verschiedene interaktive Stationen, die das zwölfmonatige Projekt künstlerisch reflektieren. Die Ausstellung „Bund der Folgenlosen: Rechenschaftsbericht“ eröffnet am 30. April und ist bis zum 25. Juni 2023 im Kunstverein Heilbronn zu sehen.

In einzelnen Kapiteln – darunter Unterlassen, Wahrnehmen, Teilen, Offenlegen – zeichnet die Ausstellung Phasen und Aspekte des Kunstprojektes nach und hinterfragt Folgenlosigkeit als (gescheitertes) Ideal für gemeinschaftliches Zusammenleben. Dokumentarische, performative und interaktive Elemente verbinden sich zu einer Rückschau auf eine einmalige Kooperation, die als Experimentierfeld für Kunst und Stadtentwicklung mehr als 20 Kulturinstitutionen und Akteur*innen in Heilbronn zusammenbrachte; und bieten zugleich Ausblick auf die Utopie eines Lebens, das keine negativen Folgen für andere Menschen, Lebewesen und die Umwelt hat.

Gezeigt werden u.a.  Fotografien von Nico Kurth, Texte von Stadtschreiber Alexander Estis  sowie ein Film von Rebecca Panian.

© Nico Kurth

DAS NICHT(S)TUN-KOLLEKTIV

EIN AUFRUF ZUM ANDERS SCHENKEN

18. November 2022, 12:25 Uhr

Schenken ohne Kommerz: Die „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ lädt dazu ein, dieses Jahr das Wertvollste zu verschenken, das wir besitzen, unsere Zeit und unsere Fähigkeiten. Als Ergebnis des vielbeachteten Stipendium für Nicht(s)tun hat das Kunst- und Stadtentwicklungsprojekt nun eine Plattform ins Leben gerufen, über die Heilbronner:innen ab sofort ihre Expertise und ihre Talente kostenfrei ihren Mitbürger:innen zur Verfügung stellen können. Das Nicht(s)tun-Kollektiv will das soziale Miteinander in der Stadt fördern und zugleich eine Alternative zu übermäßigem Konsum in Krisenzeiten bieten.

„Aufgrund der aktuellen Energiekrise wird alles teurer. Viele können es sich nicht mehr leisten, anderen ein schönes Geschenk zu kaufen. Das ist traurig – aber auch eine Chance, unser kommerzielles Verhältnis zum Schenken zu überdenken“, sagt Friedrich von Borries, Architekt, Designtheoretiker und als künstlerischer Leiter der „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ Unterstützer des Nicht(s)tun-Kollektivs. Die Plattform geht auf eine Initiative von Jonas Kachel zurück, der als einer der drei Gewinner*innen des mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Stipendium für Nicht(s)tun von Juli bis Oktober 2022 für 20 unbekannte Haushalte in Heilbronn unentgeltlich kochte, um ein Zeichen gegen die Lebensmittelverschwendung zu setzen. Nun begeistert er andere für seine Idee des Teilens von Können und Talent.
Ob Coaching oder Mediation, Hilfe bei IT-Fragen, Beratung für pflegende Familienangehörige im häuslichen Umfeld, Hundetraining, Übersetzungen oder Unterstützung bei Behördengängen:
Über 30 Heilbronner*innen haben sich bereits mit einem äußerst vielseitigen kostenlosen Angebot dem Nichttun-Kollektiv angeschlossen.
Harry Mergel, Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn, freut sich über die Initiative: „Ein Herz für seine Mitmenschen zu haben, ist gerade in dieser für viele Menschen sehr schwierigen Zeit besonders wichtig und fördert das gute Miteinander unserer vielschichtigen Stadtgesellschaft.“
Mitmachen! Buchung und weitere Informationen zu den eingereichten Projektideen unter:
www.bund-der-folgenlosen.de

Für alle Städte, Kommunen, Vereine und Initiativen, die sich der Idee anschließen wollen, bietet die „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ unter folgenden Adressen Beratung und Unterstützung an:
nichttun-kollektiv@bund-der-folgenlosen.de / nichtstun-kollektiv@bund-der-folgenlosen.de

Stipendium für Nicht(s)-Tun

200 HEILBRONNER:INNEN SETZEN IHR KÖNNEN FÜR ANDERE EIN

18. Oktober 2022, 10:52 Uhr

Alle Bewerber:innen um ein Stipendium für Nicht(s)tun werden bis Mai 2023 ihre Talente und Fähigkeiten für andere einsetzen. Diese Entscheidung fiel beim rauschenden Finale des Stipendiums am Samstag, 15. Oktober 2022, im Mobilat Heilbronn. Dort stellten die Stipendiat:innen für Nicht(s)tun ihre mit insgesamt 15.000 Euro geförderten Ideen für ein Leben vor, das keine negativen Folgen für andere Menschen, Lebewesen und die Umwelt hat. Eine davon wird nun bis Ende der Projektlaufzeit der „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“ von über 200 Heilbronner*innen in die Stadt getragen.

Sich einer der ausgezeichneten Vorhaben anzuschließen war einzige Bedingung für die Bewerbung um ein Stipendium für Nicht(s)tun, für das über 200 Heilbronner:innen ihre Ideen eingereicht hatten. „Es ist wichtig, dass wir Menschen uns untereinander unterstützen, ohne dass wir dafür immer eine Gegenleistung erwarten. Dazu will ich einen Beitrag leisten. Das Ganze soll jedoch keine Eintagsfliege sein, darum haben wir ein Nichttun-Kollektiv gegründet, über das Menschen einen Teil ihrer Fähigkeiten und Talente anderen unentgeltlich zur Verfügung stellen können,“ sagt Jonas Kachel. Als Stipendiat konnte Jonas Kachel drei Monate lang seine Idee für ein folgenloses Leben im Selbstversuch testen: Er hat sein Wissen als Koch mit privaten Haushalten geteilt und in über 20 unbekannten Küchen in Heilbronn kostenlos mit den dort vorhandenen Zutaten gekocht, um der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzutreten.

Mit dieser Idee hatte sich Jonas Kachel am Finalabend in einer Publikumswahl gegen seine Mitfinalist:innen Angela Manetto, Larissa Sperrfechter und Bastian Eider durchgesetzt. Im Vordergrund des Finales, das von Interventionen des Stadtschreibers Alexander Estis und der Theatergruppe der Wohnungslosenhilfe Heilbronn begleitet war, stand die Frage, wie die Ideen der Stipendiatinnen konkret auf die Stadtgesellschaft übertragen und von den Heilbronnerinnen nachgeahmt werden können. Dem von Jonas Kachel initiierten Nichttun- Kollektiv sind am Finalabend bereits über 50 Personen beigetreten.

Zu den weiteren Stipendiat:innen für Nicht(s)tun: Angela Manetto hat drei Monate lang als Leiterin der Jugendherberge Heilbronn die Speisekarte umgestellt, einmal wöchentlich auf Fleisch verzichtet – und 572 kostenlose, gesunde Mittagessen angeboten. Larissa Sperrfechter hat sich in Konsumverzicht geübt, indem es sich die 31jährige Besitzerin eines Vintage-Shops zur Vorgabe machte, drei Monate lang nichts Neues zu kaufen. Bastian Eider und Benedikt Supper wollen den Blick für Kinderarbeit bei der Rohstoffgewinnung schärfen und appellieren an die Eigenverantwortung und das persönliche Konsumverhalten.

Das Stipendium für Nicht(s)tun ist Herzstück des urbanen Versuchslabors „Hauptstadt der Folgenlosigkeit“, das in einer einmaligen Kooperation von über 20 Akteur*innen und Institutionen in Heilbronn der Frage nachgeht, wie wir zukünftig leben wollen. In einem vielseitigen Veranstaltungsprogramm stellt das Kunst- und Stadtentwicklungsprojekt bis Mai 2023 die Folgenlosigkeit auf den Prüfstand – als Ideal, Utopie und Chance.

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